Ab an die Donau!

Banska Bystrica

Die Nase aus dem Zimmerfenster gesteckt, dabei den Kopf Richtung der slowakischen Berge gereckt.
Das Reisegepäck wird an jenem Tag bereits um eine Hose erleichtert und es heißt: Rucksack auf und Adieu Sumo, Charly und Katzenschar. Alle anderen Mitbewohner sind schon ausgeflogen und wir folgen. Raus und weiter Richtung Ungarn.
Bevor das erste Schild geschrieben, bietet sich auch schon die erste Mitfahrgelegenheit. Wir erleben eine amüsante Fahrt mit dem Familienvater einer 6 Monate alten Tochter, der an diesem Tag zum ersten Mal Tramper bei sich im Auto mit nimmt. Trotz anfänglicher Scheu im Umgang mit der englischen Sprache, kommen wir neben Fragen zur Familie und Beruf auch zu seinem Lieblingsfilmgenre Horror und seiner Lieblingsserie Game of Thrones. Wir haben zwar keine Ahnung vom Thema, doch es kommt trotzdem zu einer lebendigen Unterhaltung.

Wunderbäume in jedem Auto.

Nach dem großen Glück unseres ersten Rides, werden wir uns für den nächsten und letzten an diesem Tage noch etwas gedulden müssen. Mit unseren Rucksäcken und Schildern inmitten der Stadt ziehen wir viele Blicke auf uns, werden argwöhnisch von Passanten beobachtet und entschließen uns schließlich dazu, doch die paar Kilometer zum Ortsausgang zu laufen. Als die Hoffnung beinahe versiegt ist, kommen wir doch noch einige Kilometer voran und verbringen in herrlicher Natur unsere erst Nacht in Ungarn, direkt an der Grenze.

Bitte einmal nach Ungarn!
Fein! Endlich da!
Gut versteckt.

Vom Kuckuck und seinen Nachbarn morgendlich begrüßt, packen wir zusammen und nach kürzester Zeit an der Straße öffnet sich die nächste Autotür. Dieses Mal von Georg, der sein Fahrrad ein wenig zur Seite schiebt und mit viel Interesse und Begeisterung an unsrem Unterfangen sich darüber hinaus als erster Autofahrer auch um unsere Hygiene sorgt und sich übers Duschen unterwegs erkundigt. Er sollte Henriette später noch in ihrer Vergesslichkeit retten und die im Auto zurück gelassene Bauchtausche zu uns zurückbringen. Ausnahmslos unser Held an jenem Tag.

Nach weiteren Fahrten mit feinem Reggae (Henriettes Dreadlocks sei Dank) und unserer ersten FahrerIN, die uns am Ende jeweils noch ein Eis in die Hand drückt, stehen wir kurz vor Budapest, als uns schließlich Franz die letzte Etappe in die Stadt mitnimmt und in sehr gutem Deutsch, welches er noch aus der Schule kann, unterhält.

An unseren drei Tagen in Budapest verliert Henriette tragisch das erste Schachspiel gegen Nikolas und eine Stulle mit Käse überbacken besiegelt den ersten Abend in einer kleinen Eckkneipe in einer Stadt, die uns beide auf unterschiedliche Art und Weise beeindruckt.
Umgeben von der Magie der Häuserfassaden vergangener Jahrhunderte, erkunden wir durch ausgiebige Spaziergänge die Straßen und die grünen Seiten von Buda und Pest und erfahren bei einer Free Walking Tour u.a. Einiges über den „happy communism“, der Ungarn ab den 60ern u.a. die BlueJeans bescherte.

Sozialistische Ästhetik.
Inside St. Stephans Basilika.
Donau Vibes.

Gefüllt mit weiteren geschichtlichen Ereignissen über dieses Land schweifen unsere Blicke am letzten Abend von der Zitadelle aus nochmals über die Stadt und die Donau, die sich mit ihren Lichtern weit vor uns ausbreitet.

Bevor wir im südungarisch gelegenen Pécs bei David, einem guten Bekannten, für weitere regnerische Tage unterkommen, stehen wir an der Autobahnauffahrt nahe Budapest erst einmal für eine gute Stunde im Regen, bis uns zwei junge Typen aus der Nässe retten und uns, musikalisch begleitet von Rammstein, ein Stündchen mitnehmen. Danach geht es weiter im Regen über Feld und Zaun, um zur nächsten Autobahn-Raststätte zu gelangen. Durch den aufgeweichten Untergrund kommt es jedoch zu wackeligen Beinen und kleinen Stürzen, sodass wir uns vor der nächsten Mitfahrgelegenheit erst einmal etwas putzen müssen. Wir erreichen am frühen Abend dennoch, trotz all dem Schmuddel, Pécs mit Hilfe eines weiteren hilfsbereiten Autofahrers.

Das schlechteste Wetter, seit David vor 5 Jahren her zog, dürfen wir in vollkommener Gemütlichkeit von drinnen betrachten. Morgen soll es aber wieder weitergehen, Richtung Kroatien und Serbien.

Losmachen

Jacub macht uns die Tür auf. Wir werden nicht nur von ihm und seiner Freundin Patricia begrüßt, sondern auch lautstark von Border Colly Charly und Samo, einem weiteren ständig aufgeregtem kleinem Hündchen mit weißem Kräuselfell. Wir legen ab und folgen Jacub die Treppe hinauf. Als er die Tür zu „unserem“ Zimmer aufstößt, können wir es kaum glauben. Wir haben einfach ein Schweine-Glück heute. Erst läuft das Trampen wie am Schnürchen und jetzt kriegen wir auch noch ein Doppelbett, in dem es sich herrlich den folgenden komplett verregneten Tag verlümmeln lässt. Couchsurfing ist was Feines!

Vor einer Woche sind wir aufgebrochen aus Leipzig. Haben unser erstes Schild gemalt und anschließend in den Gesichtern der vorbei brausenden FahrerInnen zu ergründen versucht, warum sie uns nicht mitnehmen wollen. Waren dann doch noch erfolgreich. Und am Abend in Dresden. Riwan und Sarah sind alte Freunde und unsere ersten Gastgeber. Wir haben noch ein paar wirklich allerletzte Dinge in Deutschland zu erledigen und verbringen die Abende bei Bier und Kartenspielen.

Dresden…

3 Tage später geht’s nach Prag und wir surfen auf die erste Couch der Reise und zwar die von Goura, Hare-Krishna-Anhänger und Yoga-Lehrer. Er kommt erst am zweiten Abend und wir gönnen uns einen Touri-Tag mit Kaffee und diesen geilen aufgerollten Teigdingern.

Oh man…

Auch auf der dritten Etappe lernen wir wieder nette Autofahrer kennen und sind, ehe wir uns versehen, in der Slowakei. Die erste Nacht noch im Zelt bei für Mai unverschämt niedrigen Temperaturen, die zweite nun bei Jacub in der zweitgrößten Stadt des Landes, Banska Bystrica (80.000 Einwohner).

Samo, die Knalltüte.

Morgen ist der Regen hoffentlich weiter gezogen und wir wollen das auch machen. Richtung Ungarn!